Michael Thompson der Autor von Mülltheorie – Über die Schaffung und Vernichtung von Werten spricht davon, dass Güter im Idealfall ewig halten und ihr Wert im Lauf der Zeit zunehme[1]. Diese Güter ordnet Thompson in die Kategorie des „Dauerhaften“[2] ein.
Nebst dieser Kategorie allerdings führt er auch die Rubriken „Vergängliches“[3] und „Müll“[4] ein. Diese drei klassifizierenden Ordnungen entsprächen einem „dynamische[n] Kategoriensystem“[5], welches „Produktions- und Konsumtionsprozesse“[6] verknüpfe.
Daher sei es auch möglich, dass Objekte ihre Kategorie wechselten. Er räumt ein, dass es eine tatsächlich dauerhafte Kategorie unter physischen Gesichtspunkten natürlich nicht existieren könne, so müssten Dinge nur lange genug existieren um in diese eingeordnet zu werden.
Allerdings seien die Gegenstände der Kategorie „Dauerhaft“ diejenigen, welche einen besonders hohen ökonomischen Wert besäßen. Hinzukommend vermutlich auch dadurch, dass sie während ihrer langen ‚Lebensdauer’ eine metaphysische Aufladung erhielten.
Produziert werde also für die Kategorie des „Vergänglichen“. Insofern ein Produkt diese Kategorie ‚überlebe’, so könne es in die Klassifizierung des „Dauerhaften“ aufsteigen – alles andere sei „Müll“.
Aber gibt es nicht auch Dinge welche direkt für die Kategorie „Müll“ produziert werden? Verpackungen, der Konstanzer Anzeiger oder Chinesisches Plastikspielzeug beispielsweise. Sicherlich, auch hierbei gibt es Ausnahmen: Menschen die Verpackungen sammeln oder daraus Kunstwerke basteln, Menschen die den Konstanzer Anzeiger lesen und Kinder die mit Chinesischem Plastikspielzeug spielen müssen. Gesetz dies sei tatsächlich der Fall, so lehrt das dynamische Modell, werden diese Güter auch nicht für die Kategorie „Müll“, sondern (in der Wahrnehmung eines Individuums) für die Kategorie „Vergängliches“ produziert und haben dann wiederum die Möglichkeit aufzusteigen in die Kategorie des „Dauerhaften“.
Auf meiner Suche nach einem geeigneten Beispiel der Kategorie „Müll“ stoße ich auf 340 ungelesene e-mails. Unzählige Russische Frauen, die mich kennenlernen wollen schreiben mir, Kasinobetreiber des Royal Casinos (wo auch immer das sein möge) bieten mir Rabatte und unbeschreibliche Gewinnchancen, Menschen, welche sich über meinen Besuch gefreut haben danken mir und Kanadische Pharmazeuten bieten mir Blaue Pillen an – damit auch mein Penis endlich wieder Spaß im Bett hat.
Ich bin zu tiefst entzückt und freue mich über so viele nette Freunde auf der ganzen Welt. Nein, nicht wirklich! Viel mehr ärgere ich mich, dass der web-account der Universität Konstanz nicht über die Funktion „alle löschen“ verfügt und ich somit jede e-mail einzeln markieren muss, um diese zu löschen.
Nebst dieser Kategorie allerdings führt er auch die Rubriken „Vergängliches“[3] und „Müll“[4] ein. Diese drei klassifizierenden Ordnungen entsprächen einem „dynamische[n] Kategoriensystem“[5], welches „Produktions- und Konsumtionsprozesse“[6] verknüpfe.
Daher sei es auch möglich, dass Objekte ihre Kategorie wechselten. Er räumt ein, dass es eine tatsächlich dauerhafte Kategorie unter physischen Gesichtspunkten natürlich nicht existieren könne, so müssten Dinge nur lange genug existieren um in diese eingeordnet zu werden.
Allerdings seien die Gegenstände der Kategorie „Dauerhaft“ diejenigen, welche einen besonders hohen ökonomischen Wert besäßen. Hinzukommend vermutlich auch dadurch, dass sie während ihrer langen ‚Lebensdauer’ eine metaphysische Aufladung erhielten.
Produziert werde also für die Kategorie des „Vergänglichen“. Insofern ein Produkt diese Kategorie ‚überlebe’, so könne es in die Klassifizierung des „Dauerhaften“ aufsteigen – alles andere sei „Müll“.
Aber gibt es nicht auch Dinge welche direkt für die Kategorie „Müll“ produziert werden? Verpackungen, der Konstanzer Anzeiger oder Chinesisches Plastikspielzeug beispielsweise. Sicherlich, auch hierbei gibt es Ausnahmen: Menschen die Verpackungen sammeln oder daraus Kunstwerke basteln, Menschen die den Konstanzer Anzeiger lesen und Kinder die mit Chinesischem Plastikspielzeug spielen müssen. Gesetz dies sei tatsächlich der Fall, so lehrt das dynamische Modell, werden diese Güter auch nicht für die Kategorie „Müll“, sondern (in der Wahrnehmung eines Individuums) für die Kategorie „Vergängliches“ produziert und haben dann wiederum die Möglichkeit aufzusteigen in die Kategorie des „Dauerhaften“.
Auf meiner Suche nach einem geeigneten Beispiel der Kategorie „Müll“ stoße ich auf 340 ungelesene e-mails. Unzählige Russische Frauen, die mich kennenlernen wollen schreiben mir, Kasinobetreiber des Royal Casinos (wo auch immer das sein möge) bieten mir Rabatte und unbeschreibliche Gewinnchancen, Menschen, welche sich über meinen Besuch gefreut haben danken mir und Kanadische Pharmazeuten bieten mir Blaue Pillen an – damit auch mein Penis endlich wieder Spaß im Bett hat.
Ich bin zu tiefst entzückt und freue mich über so viele nette Freunde auf der ganzen Welt. Nein, nicht wirklich! Viel mehr ärgere ich mich, dass der web-account der Universität Konstanz nicht über die Funktion „alle löschen“ verfügt und ich somit jede e-mail einzeln markieren muss, um diese zu löschen.
Sind diese mails nicht ein Produkt der Kategorie „Müll“ und werden Sie nicht auch für genau diese produziert? Oder gibt es tatsächlich Personen, die Kanadische Pharmazeutika auf Grund einer e-mail eines ihnen nicht bekannten Verfassers bestellen? Und was ist eigentlich das besondere an Kanadischer Pharmazeutika?
Ich bezweifle, dass es all die angepriesenen Produkte und Personen tatsächlich gibt, was auch die Kategorisierung dieser erschwerte. (Leider habe ich mich nicht getraut, diese Frage einer Verifizierung zu unterziehen, denn vielleicht sitzt ja tatsächlich ein hübsches Mädchen in Smolensk, welches nur auf meinen Anruf wartet?!)
Doch welche Rolle nimmt Müll ein, der Bestandteil eines Produktes ist, das es gar nicht gibt? Eine Farce. Der Geist eines nicht vorhandenen Objekts. Als könne man im Supermarkt Packungen kaufen, die keinen Inhalt besäßen. Dosen Berliner Luft verkaufen sich ausgezeichnet an Berliner Souvenirständen. Doch besitzen diese Blechdosen, wenn auch keinen Fassbaren, einen symbolischen Inhalt. Diese Dosen sind nicht leer.
Wenn diese mails allerdings tatsächlich keinem der Realität referierendem Objekt zugehörig sind, können sie dann Müll sein? Oder können sie nur Müll sein, insofern es die ganzen Blauen Pillen tatsächlich gibt?
Ich denke, dass Müll lediglich als (für ein Individuum) unbrauchbares Nebenprodukt eines wahrhaftigen Objekts bestehen kann, ansonsten wird selbst zum Gegenstand einer anderen Kategorie.
Verweist das nicht auf die Sinnlosigkeit dieses Modells? Liegt es nicht immer im Auge des Betrachters, was „Müll“ ist und es„reinen Müll“ gar nicht gibt? Dinge können nicht für die Kategorie "Müll" produziert werden, sie können als Abfallprodukt in Erscheinung treten oder ihren (an die Wertung eines Individuums geknüpften) vergänglichen Wert verlieren, um somit zu "Müll" zu werden. Ebenso wie Objekte des "Dauerhaften" nur aus der Kategorie des "Vergänglichen" resultieren können. Thompsons Modell kann also nicht nur, sondern ist immer dynamisch. Denn auf seiner Dynamik beruht die Existenz der Kategorie "Müll". Wohingegen die Kategorie des "Dauerhaften" eine überwiegend zeitliche Dimension besitzt.
Es geht hierbei nicht um eine objektive Kategorisierung. Thompsons Modell ist lediglich ein Konsenz des gesellschaftlich Vereinbarten. Die letzte Entscheidungsgewalt trägt der Einzelne und macht seine persönliche Kategorisierung auf Grund einer metaphysischen Aufladung der Gegenstände.
Es soll ja schließlich Menschen geben die den Konstanzer Anzeiger lesen und wiederum solche, die Blaue Pillen kaufen.
Es soll ja schließlich Menschen geben die den Konstanzer Anzeiger lesen und wiederum solche, die Blaue Pillen kaufen.
[1] Michael Thompson, Mülltheorie – Über die Schaffung und Vernichtung von Werten (Essen: Klartext-Verlag, 2003), S. 123
[2] Ebd.
[3] Ebd.
[4] Ebd.
[5] Ebd.
[6] Ebd.

1 Kommentar:
Krass, so viel Spam auf dem Uni-Account? Dem Aussehen zufolge haben wir in Mannheim dasselbe System. Allerdings kam da bei mir noch keine einzige Spam-Mail rein...
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